Für dieses Konzert braucht man starke Nerven! Mit Antonín Dvořáks finsterer Mittagshexe beginnt das Programm, das der temperamentvolle kolumbianische Maestro Andrés Orozco-Estrada für seinen dritten Auftritt mit dem Lucerne Festival Orchestra zusammengestellt hat. Die Geschichte ist furchterregend: Eine genervte Mutter droht ihrem quengelnden Kind, dass es von einer bösen Frau geholt werde, wenn es nicht endlich Ruhe gebe. Und tatsächlich: Zur Mittagsstunde erscheint die besagte Hexe. Dvořáks Musik zu dieser Horrorstory ist allerdings hinreissend. Dasselbe gilt für Modest Mussorgskys Bilder einer Ausstellung, an deren Ende die Baba-Jaga auftaucht, eine russische Hexe. Mussorgskys tönender Museumsparcours ist ein Paradebeispiel für das Prinzip des «Open End»: Ursprünglich für Klavier solo entstanden, ist er später von Maurice Ravel farbenprächtig orchestriert worden. Für den bewegenden Ruhepol zwischen all der Hexerei sorgt die phänomenale Geigerin Isabelle Faust mit Dvořáks Violinkonzert. Der zweite Satz ist von geradezu schmerzhafter Schönheit, wie ein Lächeln unter Tränen. Und das Finale, eigentlich ein Furiant, scheint weit über dem Erdboden zu schweben, als tanzten die Engel im Himmel.
Der weltberühmte Konzertsaal besticht durch seine einzigartige Akustik. Vom New Yorker Russell Johnson konzipiert, ist unter anderem das optimale Raumverhältnis 1:1:2 für den perfekten Klang verantwortlich. Auch die rund 24’000 quadratischen Gips-Reliefs mit einer Kantenlänge von 20cm sind ein akustisches Element. Im architektonisch atemberaubenden Saal werden Konzertveranstaltungen zu ganz besonderen Erlebnissen.