Zweimal dasselbe? Keineswegs! Wenn ein Orchestermagier wie Maurice Ravel eigene Klavierstücke instrumentiert, dann scheinen wir plötzlich ganz neue Werke zu hören. Das zeigen zwei Nummern aus seinem Zyklus Miroirs: In Une barque sur l’océan verwandelt Ravel die glitzernden Klavierarpeggien in mächtig aufrauschende Orchesterwogen. Und in Alborada del gracioso beschwört er in grellen Farben sein Sehnsuchtsland Spanien: mit kunstvollen Gitarren-Imitationen, Kastagnetten-Geklapper und einem schmachtenden Ständchen des Solofagotts. «Ravels Fähigkeit zur Transkription lässt staunen», befand Pierre Boulez. Und ging selbst noch einen Schritt weiter: Als er fünf seiner frühen Notations gut 30 Jahre später für grosses Orchester bearbeitete, entdeckte er die in ihnen schlummernden Klangpotenziale und liess die Klavierminiaturen wuchern und wachsen — üppig und hochexpressiv. Pierre-Laurent Aimard und das Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) laden in beiden Fällen zum direkten Hörvergleich ein. Eröffnet wird das Programm jedoch von brandneuer Musik: einer Boulez-Hommage von Olga Neuwirth.
Der weltberühmte Konzertsaal besticht durch seine einzigartige Akustik. Vom New Yorker Russell Johnson konzipiert, ist unter anderem das optimale Raumverhältnis 1:1:2 für den perfekten Klang verantwortlich. Auch die rund 24’000 quadratischen Gips-Reliefs mit einer Kantenlänge von 20cm sind ein akustisches Element. Im architektonisch atemberaubenden Saal werden Konzertveranstaltungen zu ganz besonderen Erlebnissen.