Es war spektakulär, was das Publikum der Donaueschinger Musiktage im Oktober 1958 zu hören bekam: In Poésie pour pouvoir verband Pierre Boulez erstmals instrumentale und elektronische Klänge und liess sie im Raum rotieren — mit drei auf Podesten platzierten Orchestergruppen und 70 rund ums Auditorium verteilten Lautsprechern. Doch wenig später zog Boulez das Werk zurück. Die Orchesterpartien erachtete er zwar für abgeschlossen und gültig, die damaligen technischen Möglichkeiten und somit der Tonbandpart genügten seinen Ansprüchen jedoch nicht. Erst mit der Gründung des Institut de recherche et coordination acoustique/musique (kurz IRCAM) in Paris und seinem Meisterwerk Répons, das in diesem Sommer ebenfalls auf dem Programm steht, konnte er seine Vision einer elektronisch-instrumentalen Raummusik verwirklichen. Zum 100. Geburtstag von Pierre Boulez ermöglicht uns das Lucerne Festival Contemporary Orchestra (LFCO) eine Wiederbegegnung mit Poésie pour pouvoir: Neben der Live-Aufführung mit einem neuen, von composer-in-residence Marco Stroppa rekonstruierten Tonband erklingt in diesem Werkstattkonzert der Mitschnitt der Donaueschinger Premiere.
Der Luzerner Saal ist zentral gelegen, eingerahmt von zwei Wasserkanälen, inmitten eindrücklicher Architektur mit dem lichtdurchfluteten Foyer, welches direkt zum Europaplatz führt. Er zeichnet sich durch seine Multifunktionalität aus. Verstärkte Konzerte stehen hier oft auf dem Programm und bieten über 2000 Personen beste Unterhaltung.